Unser Expertengespräch am 9.Mai 2025 mit Dr. Matthias Ruf von der Universität Tübingen, führte uns zu drei unterschiedlichen Typen von „Gottesdenken“, sei es über ein atheistisches, personales oder spirituell-mystisches Bild eines Gottes, der der „Eine“ sei. Auf letzteren Denkansatz trifft sehr sicher, so konnten wir selbst erläutern, das Tipizelt in der Kirche zu! Ruf, der selbst über das „Handeln Gottes und die Rede über ihn bei Wolfhart Pannenberg“ promovierte, glänzte inhaltlich und fesselte uns mit seinem rhetorischen Geschick, manch einem blieb die Kinnlade gleich die ganzen 90 Minuten offen stehen…
Unsere Stunde startete damit, dass wir uns die Frage mit 3 Schülerinnen des Kurses stellten, „Wer oder Was Gott eigentlich ist? Wie würdest du diese Frage einem Kind beantworten?“ Auf diese Frage fanden die Schüler und Schülerinnen ganz unterschiedliche Antworten: Einige sagten, Gott sei der Schöpfer und ein Beschützer, andere beschrieben Ihn als allmächtig oder als jemanden, der immer für einen da sei.
Vertiefend gingen die 3 Schülerinnen auf Gottesbilder ein, die wir bereits im Kurs angeschaut hatten, darunter ein Gott der Gerechtigkeit zum Auszug Israels aus Ägypten und Gott in dialektischen Bildern als „offenbarte Verborgenheit“. Herr Ruf griff unsere Antworten auf die Frage vom Anfang auf und erklärte, dass dies ganz typische Antworten seien, aber dass der Aspekt vergessen werde, dass Gott eigentlich etwas Geheimnisvolles sei. Genau an diesem Punkt entstand ein Kontrast, um den sich unser Gespräch drehen sollte. Wie kann Gott Person und gleichzeitig so geheimnisvoll sein, also sozusagen eine personale Nicht-Person? Um uns mit diesem Thema vertrauter zu machen, ging er auf drei verschiedene Verständnisweisen der christlichen Rede über Gott ein. Zum einen erklärte er die atheistische Form, zum anderen die personale Form und als Letztes die nicht-personale Wirksamkeit. Alle drei Formen fassen Begriffe wie „Schöpfer“ oder „Vater“ unterschiedlich auf, weshalb es wichtig ist, die Verständnisweisen zu hinterfragen. Um uns nach dem vielen Input nochmal zum eigenen Denken anzuregen, leitete Herr Ruf ein zweites Brainstorming ein. Diesmal sollten wir uns überlegen, was dagegensprechen könnte, dass es Gott gibt. Dabei sollten wir uns auch überlegen, welche der drei vorgestellten Verständnisweisen von unseren Argumenten angegriffen sein würden.
Am Ende unserer Stunde gab uns Matthias Ruf den ernst gemeinten Rat mit: „Lassen Sie sich nicht von den Begriffen wie Schöpfer täuschen, sondern beschäftigen Sie sich damit, was damit gemeint ist!“ In zukünftigen Gesprächen werden wir hoffentlich alle an seinen Rat denken und genau hinterfragen, was unser Gegenüber (und wir selbst) eigentlich meint/meinen, wenn er und wir Begriffe wie Vater oder Schöpfer mit Gott in Verbindung bringt/bringen.
Wir bedanken uns bei Dr. Ruf für seine Zeit und Lehren!
Pia Rennwald (Q2)