Die Ebenbildlichkeit des Menschen zu Gott

Gymnasien
Expertengespräch der Q3 mit Dr. Matthias Ruf von der Evangelisch-Theologischen Fakultät Tübingen

Am vergangenen Freitag besuchte Dr. Matthias Ruf, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen, den Evangelischen Religionskurs der Q3. Die Initiative zu diesem Besuch ging von Frau Born aus, während die Schülerinnen und Schüler des Kurses die Struktur sowie die Fragen für das Gespräch eigenständig erarbeiteten.

Im Zentrum des Expertengesprächs stand das Thema der Ebenbildlichkeit des Menschen zu Gott.
Dr. Ruf interpretierte die Ebenbildlichkeit als eine Verpflichtung, sich dem Guten zuzuwenden, und betonte, dass der Glaube ein Weg sei, durch die Beziehung zu Gott Glück zu finden. In der Diskussion ging er auf unsere Fragen mit viel Geduld und Sorgfalt ein und verstand es, uns seine Arbeit und Überzeugungen mit einer Mischung aus Humor und Begeisterung näherzubringen.
Der Einstieg des Gesprächs war die Auseinandersetzung mit der Theodizee-Frage, die sich auf das Verhältnis zwischen dem allmächtigen Gott und dem Leid in der Welt konzentriert. Dr. Ruf brachte hierbei die Sichtweise Martin Luthers ins Spiel: Auch wenn die Frage des Leids letztlich offen bleibt, so verweist Jesus Christus als Mensch und Erlöser auf das Gute, das im Göttlichen zu finden ist.
Er betonte, dass der Glaube Hoffnung schenkt und in Jesus Christus dem „Hoffnungsanker“ verankert sei, auch wenn die Antwort auf das Leid nicht abschließend zu finden sei.
Darauf folgte die Frage einer Schülerin, wie das Leben nach dem Tod beschaffen sein könnte. Dr. Ruf brachte verschiedene Konzepte, wie zum Beispiel die Seelenwanderung ein. Dabei hing seine Antwort davon ab, welchen Lebewesen man eine Seele „zuspricht“. Diese Auseinandersetzung zeigte uns die Vielfalt theologischer und philosophischer Konzepte zu diesem Thema auf, ohne eine klare Antwort zu geben.
Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Rolle der Vernunft im Glauben, die Dr. Ruf in Verbindung mit der Ebenbildlichkeit des Menschen brachte. Er wies erneut auf Martin Luther hin, der bereits 1536 schrieb, dass der Mensch aufgrund seiner Vernunft die Fähigkeit hat, über sich selbst zu herrschen und moralisch zu handeln. Diese Vernunft, so betonte er, sei ein wesentlicher Aspekt der Gottesebenbildlichkeit. Interessant war dabei die Unterscheidung, die Dr. Ruf machte: Während Luther die Vollständigkeit des Menschen durch die Ebenbildlichkeit betonte, beschrieb Dr. Ruf die Ebenbildlichkeit als einen Prozess des Werdens. Somit leitet uns die Ebenbildlichkeit, uns an Gott zu richten, es bleibt jedoch unsere Verantwortung, diese Beziehung tatsächlich einzugehen.
Besonders gefallen hat uns, dass wir während des Gesprächs die Gelegenheit hatten, viele unserer eigenen Gedanken und Fragen einzubringen, auf die Herr Ruf ausführlich und geduldig einging. Sein lebendiger und engagierter Vortragsstil sorgte dafür, dass das Gespräch nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam und bereichernd für uns alle war.

Anne Lindner, Q3

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