Am vergangenen Montag, den 23. September, besuchte die Zeitzeugin Frau Ann Birnbaum den Geschichtsleistungskurs der Q3. Im Vorhinein hatte Herr Meyer-Adams den Kurs für das Projekt „Jüdisches Leben in Frankfurt“ angemeldet. In Zusammenarbeit mit der Stadt Frankfurt, dem Hessischen Kultusministerium und dem Staatlichen Schulamt Frankfurt wurden verschiedene Zeitzeugen an Schulen vermittelt, darunter auch an die Anna-Schmidt-Schule. [Zun Projekt “Verfolgt im Nationalsozialismus – Zeitzeuginnen berichten”)
Gemeinsam mit drei Schülerinnen und Schülern war Herr Meyer-Adams bereits eine Woche zuvor zu einem „Begegnungsnachmittag“ auf dem Universitätscampus im Westend gegangen. Dort hatten sie Ann Birnbaum und ihren Lebensgefährten Herrn Clifford kennengelernt. Ihre Familie bestand größtenteils aus erfolgreichen Juristen, die im Westend von Frankfurt wohnten und die heutige Bettinaschule besuchten, was für uns besonders nahbar war, da auch wir in Frankfurt leben. Heute wohnt Frau Ann Birnbaum in Seattle und besucht Frankfurt erst das zweite Mal.
Eine Woche nach dem „Begegnungsnachmittag“ fand das Gespräch in der Schule statt. Ann Birnbaum wurde von ihrem Lebensgefährten, einer Organisatorin und zwei Redakteuren der Frankfurter Allgemeinen Zeitung begleitet. Zunächst präsentierte die freundliche und interessierte Dame die Geschichte ihrer Großeltern und Eltern: Diese seien zu Beginn des Nazi-Regimes nach Amerika ausgewandert und hätten während der Depression schließlich Arbeit in Seattle gefunden. Ihre recht vermögende Familie baute sich dort ein neues Leben auf. Leider hatte es die Familie ihres Vaters nicht rechtzeitig geschafft, aus Deutschland zu fliehen, und wurde Opfer des Vernichtungslagers in Auschwitz, so dass ihr Vater der einzige Überlebende aus seiner Familie war.
Nach ihrer etwas 20-minütigen Präsentation durfte der Kurs auf Englisch Fragen stellen. Besonders interessant waren nicht nur Details ihrer Vergangenheit, sondern auch Ann Birnbaums Perspektive auf die Zukunft. Sie sprach sich deutlich gegen Diskriminierung und für die Demokratie aus und begründete dies mit ihrer Familiengeschichte. Zudem erläuterte sie, wie einige Amerikanerinnen und Amerikaner ihrer Meinung nach aktuell stur die Augen vor der Realität verschließen.
Der Besuch von Ann Birnbaum war definitiv eine Bereicherung für unseren Kurs. Es war eine große Ehre, dass sie, obwohl sie schon 85 Jahre alt ist, nur für diesen Unterrichtsbesuch nach Frankfurt geflogen war. Zudem passte die Geschichte ihrer Familie perfekt in unseren aktuellen Unterrichtsabschnitt über das Dritte Reich. Den Schülerinnen und Schülern hat das Gespräch sehr gefallen und wir waren Ann Birnbaum zutiefst dankbar für diese einmalige Gelegenheit.
Anne Lindner, Q3