Ethische Dilemmata im Fokus

Gymnasien
Ein Podcast-Projekt als Klausurersatz im Fach Evangelische Religion (Q3)

An der Anna-Schmidt-Schule ist Kreativität und Innovation nicht nur ein Motto, sondern ein gelebtes Prinzip.

Dies zeigt sich besonders im Fach Evangelische Religion, wo Frau Born uns Schülerinnen und Schülern in diesem Halbjahr eine außergewöhnliche Möglichkeit geboten hat, uns mit ethisch schwierigen Fragen auseinanderzusetzen. Statt der herkömmlichen Klausur stand eine sogenannte Klausurersatzleistung auf dem Programm: ein Podcast. Die Aufgabe? Wir sollten ein ethisches Dilemma wählen, uns intensiv damit auseinandersetzen und schließlich einen theologischen Lösungsansatz entwickeln – alles im Rahmen eines selbst gestalteten Podcast-Beitrags.

Dieses Projekt stellte für viele von uns eine völlig neue Herausforderung dar, bot aber gleichzeitig die Chance, tiefer in gesellschaftlich relevante Themen einzutauchen. Die Aufgabe verlangte nicht nur eine gründliche Recherche und die Fähigkeit, theologische Konzepte anzuwenden, sondern auch kreative Kommunikationsfähigkeiten, um die komplexen Inhalte verständlich und ansprechend aufzubereiten. Themen wie Sterbehilfe, Abtreibung oder Veganismus, auch der Umgang mit Designer Babys wurden dabei unter die Lupe genommen.

Der erste Schritt in diesem Projekt war die Themenfindung. Frau Born legte großen Wert darauf, dass wir uns mit einem Thema beschäftigten, das uns persönlich bewegt. In einer ersten Unterrichtseinheit sammelten wir gemeinsam mögliche ethische Dilemmata, die sowohl gesellschaftlich relevant als auch theologisch spannend sind. Ich und meine Gruppen-Partner interessierten sich besonders für medizinische Themen wie Sterbehilfe oder Organspende, da diese Fragen unmittelbar mit dem Wert des Lebens und der Würde des Menschen verknüpft sind. Andere wiederum entschieden sich für Zukunftsthemen wie die Rolle von Designer Babys und deren ethische Grenzen oder die moralische Verantwortung im Kampf gegen den Klimawandel.

Sobald das Thema feststand, begann die eigentliche Arbeit: die Recherche. Hierbei war es wichtig, nicht nur die gesellschaftlichen und philosophischen Dimensionen des Problems zu beleuchten, sondern auch die theologischen Aspekte. Was sagt die Bibel zu diesen Themen? Wie haben Theologinnen und Theologen in der Geschichte solche Fragen behandelt? Und welche Lösungsansätze bieten christliche Werte wie Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Würde?

Frau Born begleitete uns durch diesen Prozess, indem sie uns regelmäßig Feedback gab und hilfreiche Quellen vorschlug. Besonders spannend war es, unterschiedliche theologische Positionen zu entdecken und diese miteinander zu vergleichen. Im Fall der Sterbehilfe beispielsweise diskutierten wir, wie der Grundsatz der Heiligkeit des Lebens mit dem Wunsch nach einem selbstbestimmten Sterben in Einklang gebracht werden kann.

Nachdem die inhaltliche Arbeit abgeschlossen war, begann der kreative Teil des Projekts: die Gestaltung des Podcasts. Hier war unsere Aufgabe, die Ergebnisse unserer Recherche in ein verständliches und zugleich ansprechendes Format zu bringen. Zunächst erstellten wir ein Skript, das nicht nur die wesentlichen Informationen enthielt, sondern auch darauf ausgelegt war, die Zuhörenden zu fesseln. Einige von uns entschieden sich dafür, den Podcast wie ein Interview aufzubauen, andere wählten eine narrative Struktur, die das Thema anhand eines konkreten Falls veranschaulichte.

Die technische Umsetzung war für viele eine neue Erfahrung. Mit Aufnahmegeräten, Schnittprogrammen und Mikrofonen ausgestattet, probierten wir uns als Podcasterinnen und Podcaster aus. Dabei stellten wir schnell fest, dass es gar nicht so einfach ist, komplexe Inhalte in einem klaren und verständlichen Ton zu präsentieren. Gleichzeitig war es aber auch spannend, die eigene Stimme in einem professionellen Kontext zu hören und zu erleben, wie die Inhalte durch Musik, Soundeffekte und eine geschickte Dramaturgie zum Leben erwachten. Einige der Schülerinnen und Schüler konnten auch zum HR im Dornbusch gehen und dort unter professioneller Anleitung aufnehmen, was eine wertvolle Erfahrung war, besonders was das Schneiden und den Aufbau eines Podcasts anging. „Aufwärmübungen“ des Kiefer- und Lippenbereichs schienen erst lustig, machten aber durchaus Sinn, konnten alle feststellen.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Projekts war die Reflexion. Nachdem wir unsere Podcasts fertiggestellt hatten, sollten wir uns Gedanken darüber machen, was wir aus dem Projekt gelernt hatten – sowohl fachlich als auch persönlich. Viele von uns stellten fest, dass die Arbeit am Podcast uns nicht nur geholfen hat, theologische Konzepte besser zu verstehen, sondern auch unsere Fähigkeit geschärft hat, kritisch zu denken und komplexe Themen strukturiert darzustellen.

Das Podcast-Projekt im Fach Evangelische Religion war für uns alle eine bereichernde Erfahrung. Es zeigte, dass Lernen weit über das reine Pauken von Fakten hinausgehen kann. Indem wir uns intensiv mit ethischen Dilemmata auseinandersetzten und diese aus theologischer Perspektive beleuchteten, konnten wir nicht nur unser Wissen vertiefen, sondern auch wichtige Kompetenzen für das Leben erwerben.

Besonders eindrucksvoll war es, zu sehen, wie jede und jeder von uns einen persönlichen Zugang zu den Themen fand und diese auf kreative Weise aufbereitete.

Frau Born hat mit diesem Projekt nicht nur gezeigt, wie vielseitig und spannend der Religionsunterricht sein kann, sondern uns auch eine wertvolle Möglichkeit gegeben, uns als mündige, kritische und kreative Denkerinnen und Denker zu entwickeln. Es bleibt zu hoffen, dass solche innovativen Ansätze auch in anderen Fächern Schule machen – denn sie zeigen, dass Lernen Spaß machen und gleichzeitig unglaublich tief gehend sein kann.

Michal Badonski, Q3

 

„Tierversuche“

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„Gentechnik und Gottgleichheit – Kann der Mensch sich selbst neu schaffen“

„Vergib uns unsere Sünden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“

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